Die Kirche im Dorf und das Schulwesen
Einen hohen Stellenwert im gesellschaftlichen Leben des Ortes nahm von jeher die Kirche ein. Wahrscheinlich waren es im 12./13. Jahrhundert schon Wanderpriester und Mönche, welche den Bewohnern des Dorfes das Wort Gottes brachten. Möglich, dass sich dieses auf freiem Feld abspielte, vielleicht errichtete man aber auch ein kleines Kirchlein oder eine Kapelle aus Holz und Feldsteinen. Reste einer romanischen Kirche sind allerdings nicht nachweisbar. Obwohl die Kirche nie auf den Namen der Heiligen geweiht wurde, stammt die Bezeichnung "St. Ursula" mit Sicherheit aus der Zeit um 1300, als Zeichen des Einflusses der Wechselburger Klosters auf das Patronat Euba. Anfang des 15. Jahrhunderts errichteten die Eubaer eine gotische Dorfkirche und ein kleines Pfarrhaus, welches nach seiner Vernichtung im Dreißigjährigen Krieg um 1672 wieder aufgebaut und Anfang des 19. Jahrhunderts erweitert wurde. Doch bald darauf riss man das alte Haus zu großen Teilen ab und baute es 1823 völlig um. Der Gesamtgrundriss wurde verändert, Erdgeschoß und Keller erweitert, Eingangsbereich, Freitreppe, später mit einer Veranda überbaut, und Fenster weisen seither die Architektur von 1823 auf. Noch 1858 erhielt das Haus zusätzlich ein Seitengebäude für Wirtschafts- und Wohnzwecke.
Ältestes noch erhalten gebliebenes Zeugnis der gotischen Kirche ist ein Flügelaltar, der bis zum Neubau der Kirche 1796 den Altar schmückte. 1597 stiftete Richter Christoph Kluge einen noch heute im Gotteshaus stehenden Taufstein.
1744 bekam Euba eine neue Orgel, die der Eubaer Meister Johann Christoph Oestereich baute.
Die Geschichte der Eubaer Orgel ist eine wechselvolle, und nur dem Nachdruck der Behörden ist es zu verdanken, dass alte Gehäuse bis in die heutige Zeit erhalten blieb, wenn auch im Stile der dreißiger Jahre stark verändert. Als im Jahre 1737 der Eubaer Kantor Johann Christoph Knechtel, ein hervorragender Kirchenmusiker, seinen Dienst antrat, führte er beim damaligen Pfarrer Samuel Kühn des öfteren Klage über die alte reparaturbedürftige Orgel. Doch Pfarrer Kühn war ein betagter Mann, der bis zu seinem baldigen Tod 1740 keine Anstrengungen mehr unternahm, diesem Missstand abzuhelfen. Erst sein Nachfolger Johann Samuel Voigt, welcher 1741 in das Amt eingewiesen wurde, hatte Verständnis für die Wünsche seines Kantors. Voigt stammte aus der Nähe von Freiberg und wusste, wie eine echte Silbermannorgel klingen konnte. In Euba lebte zu dieser Zeit der Orgelbauer Johann Christoph Österreich. Er war am 3. März 1706 geboren worden und erhielt am 6. März in der Eubaer Kirche die Taufe.
Pfarrer Voigt wandte sich an den Orgelbauer mit der Bitte, die alte Orgel zu reparieren. Nach eingehender Begutachtung kam dieser jedoch zu dem Schluss, dass sich eine Reparatur nicht mehr lohnte. Er schlug den Neubau einer Orgel vor. Es wurde ein Kontrakt abgeschlossen, in welchem sich Österreich verpflichtete, eine Orgel mit elf Registern zu bauen, für so eine kleine Kirche wie die Eubaer völlig ausreichend. Leider ist uns nicht überliefert, wieviel die Kirchgemeinde der Orgelneubau kosten sollte.
Im Jahre 1744 konnte die Orgel endlich eingeweiht werden. Das Instrument hatte 579 Pfeifen, von denen 115 im Prospekt, also sichtbar, angebracht waren. Das Gehäuse war mattgrün, verziert mit braunen Ornamenten.
Fünfzig Jahre später war die alte Kirche so baufällig, dass sie abgerissen werden und einem Neubau weichen musste. Altar, Taufstein, zwei Altarleuchter aus Zinn und die Orgel waren die einzigen Stücke, die man in den Neubau übernahm. Beim Abriss des alten Hauses musste die Orgel auseinandergenommen werden, um sie später wieder in den Nachfolgebau einsetzen zu können. Da Johann Christoph Österreich im Juni 1766 verstorben war, betraute man einen vogtländischen Orgelbauer mit dieser Aufgabe. Jener war damit jedoch völlig überfordert und als er mit dieser Arbeit nicht zurechtkam, machte er sich bei Nacht und Nebel aus dem Staub. Man vermutet, dass es sich hierbei um den dem Alkohol ergebenen Bruder des berühmten Orgelbaumeisters Trampel(i) handelte. Doch die Orgel musste wieder in die Kirche. So beauftragte die Kirchgemeinde den Gablenzer Tischler Rothe mit dem Einbau des Instruments, was dieser dann auch in kürzester Zeit erledigte. Am l. Advent 1796 erklang die alte Orgel bei der Einweihung der neuen Kirche unter den Händen des Kantors Gottfried Leupold in alter Schönheit. Nach weiteren siebzig Jahren war die alte Orgel wieder reparaturbedürftig geworden. Im Juli 1864 führte Christian Friedrich Göthel aus Borstendorf eine Reparatur für 89 Thaler aus. Bei den Renovierungsarbeiten der Kirche 1898 wurde die Orgel erneut gereinigt und erhielt einen gelben Anstrich.
Als Pfarrer Bernhard Krah 1904 nach Euba kam, richtete er für die Reparatur und Erweiterung der Orgel ein Fonds ein. Doch der Erste Weltkrieg machte diesbezügliche Pläne zunichte. Während der Inflation verfiel das Geld 1923 endgültig. Als Pfarrer Zill 1923 das Amt übernahm, wurde ein weiterer Versuch unternommen, einen Fond zur Reparatur einzurichten. Man entschloss sich zu einem Orgelneubau unter Erhaltung des barocken Gehäuses. Es sollte letztendlich noch bis zum Jahre 1939 dauern, bevor man den Bau des Musikinstrumentes abschließen konnte. Am 8. Oktober 1939, buchstäblich in letzter Minute, fand die Einweihung der Orgel mit Kantor Wolf statt. Seit einer nochmaligen Reinigung im Jahre 1967 wurde die Orgel lange Jahre in unverändertem Zustand belassen. Doch zwischen 1991 und 1998 erfuhr das Instrument mehrmals eine gründliche Reinigung unter den Kantoren Gerlach und Schulze. Ein Orgelbauer säuberte, reparierte und stimmte die Orgel. Auch gibt es seit 1996 wieder einen erfolgreichen Orgelbaufond.
Die 1797 neu erbaute Kirche variiert nur wenig den Typ, den man schon zwanzig Jahre früher bei den Kirchen Johann Christoph Uhlmanns in Gahlenz (1776) oder in Schellenberg (1777) findet: einen rechteckigen Saalbau mit westlich vorgelegtem Turm, dessen Glocken sehr alt waren und noch aus dem gotischen Vorgängerbau stammten.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche grundlegend renoviert und unterlag dabei auch einigen architektonischen Veränderungen, die dem Stil der Zeit entsprachen. Der Zahn der Zeit nagte an dem Gebäude und eine umfassende Restaurierung macht sich dringend notwendig. Die Erneuerung des Turmes und der Fassade sind bereits erfolgt.
Bedeutend jedoch sind die farbigen Glasfenster der Kirche, die Euba dem Künstler Professor Josef Goller zu verdanken hat .1887 kam Goller der Glaskünstler nach Sachsen, wo er in verschiedenen Orten als Geselle arbeitete. Hier machte er sich selbständig und fertigte handgemalte, bleiverglaste Fenster von hoher künstlerischer Qualität. Bald zierten seine Kunstwerke viele Kirchen, Rathäuser und andere öffentliche Gebäude. Bereits um 1900 gehörte Goller zu den renommierten Künstlern seiner Zeit und konnte auf eine große Zahl von Auszeichnungen verweisen, u. a. 1901 die Goldene Medaille in Düsseldorf, 1902 Diplom in Düsseldorf, 1906 Goldene und Silberne Medaille in Dresden, 1908 Goldene Medaille in St. Petersburg. 1906 wurde er auf Grund seiner hohen künstlerischen Leistungen als Professor an die neugeschaffene Abteilung für Glasmalerei der Akademie für Kunstgewerbe in Dresden berufen.
Zu den großen Leistungen Gollers gehören die bleiverglasten farbigen Fenster des Chemnitzer Rathauses oder die vergoldete Gewölbedecke mit symbolischen Sternbildern im großen Ratssaal des Dresdner Rathauses, die leider ein Opfer des verheerenden Bombenangriffes im Februar 1945 geworden sind.
Der erste Lehrer hieß Rottluff
Eng verbunden mit der Kirche ist die Geschichte des Schulwesens des Ortes. In Euba existierte eine Schule seit dem Jahr 1566. Der erste Lehrer neben dem Pfarrer war ein gewisser Rottluff oder Rottluft. Unterstützt wurden die Pfarrer von Substituten oder Pfarranwärtern, die zugleich Kantor waren, oder von begabten Schülern.
Aber noch im 18. Jahrhundert erfolgte der Schulbesuch durch die Kinder des Dorfes nur sehr unregelmäßig. Viele mußten schon von klein auf mit auf den Feldern oder im Stall arbeiten und so blieb nur wenig Zeit für schulische Bildung.
Ein Verzeichnis aus dem Jahre 1850 gibt Auskunft über die wesentlichen Unterrichtsmittel der damaligen Zeit: 6 Landkarten, 4 verschiedene Geschichtslehrbücher, 1 Lehrbuch für Naturgeschichte des Tierreiches, einige Bibeln, Katechismen und 10 Lesebücher. Ähnlich schlecht bestellt war es um das Gehalt eines Dorfschulmeisters. Eine Gehaltsabrechnung aus dem Jahre 1853 besagt, daß der erste Lehrer 300 Taler und der zweite Lehrer 150 Taler Jahreslohn erhielten, eine auch für damalige Verhältnisse eher bescheidene Summe.
Um den weiten Schulweg vom Niederdorf in die Kirchschule im Oberdorf zu vermeiden, baute man im unteren Ortsteil 1861 eine Nebenschule. Diese Schule war bis 1889 selbständig.
1884 reichte die Gemeinde ein Gesuch zwecks Bau einer Zentralschule beim Ministerium ein. Die neue Schule sollte an Stelle der alten Kirchschule errichtet werden. So begann der Bau des neuen Schulhauses im September 1888. Im Jahre 1920 wurde die Volksschule achtstufig.
1958 wurde der Polytechnische Unterricht eingeführt, 1964 der Aufbau einer zehnklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule abgeschlossen. In den nächstenJahren machte es sich allerdings notwendig, die Schüler der Klassen 9 und 10 in die Gablenzer Schule zu schicken, da die räumlichen Verhältnisse in Euba zu begrenzt waren.
Der Zusammenbruch der DDR bedeutete auch das Ende der sozialistischen Bildungspolitik. Es fand ein gewaltiger Umbruch im Bildungswesen statt, eine neues Schulsystem etablierte sich. 1992 entstand in Euba eine Grundschule für die Klassen eins bis vier.
2009 feierte die Schule ihr 120jähriges Bestehen. Die Schule hat eine lange Tradition aufzuweisen, mit vielen Höhen und Tiefen. Über Jahrhunderte konnten die Eubaer Kinder in ihrem Ort lernen und sich auf das spätere Leben vorbereiten.