Warum begehen wir die Adventszeit?
Als Advent – eigentlich adventus Domini (lat. für Ankunft des Herrn) – bezeichnet man die Zeit des Jahres, in der sich die Christen auf das Fest der Geburt Jesu Christi vorbereiten.
Während wir heute mit dem Advent vor allem Leckereien wie Stollen, Lebkuchen, Glühwein und gebrannte Mandeln verbinden, war diese Zeit ursprünglich eine Zeit des Fastens.
Den Advent in den christlich geprägten Ländern gibt es schon seit dem vierten Jahrhundert. Begrifflich ursprünglich aus dem Griechischen übernommen, und eigentlich eine „Erscheinung“ bezeichnend, verwendeten bereits die Römer den Adventsbegriff für die Ankunft eines Herrschers oder einer gottgleichen Person bzw. Gestalt. Bereits mit der Manifestierung des christlichen Glaubens als Staatsreligion im ost- und weströmischen Reich fand das Wort Eingang in die christliche Etymologie.
Ursprünglich dauerte die Adventszeit vom Martinstag (11. November) bis zum 6. Januar. An diesem Tag wurde in frühchristlicher Zeit die Geburt des Herrn gefeiert. Da in diesen sechs Wochen an allen Tagen außer an den Samstagen und Sonntagen gefastet wurde, ergab sich eine Fastenzeit von 40 Tagen, genau wie in der Zeit vor Ostern. Im siebten Jahrhundert legte Papst Gregor der Große die Anzahl der Adventssonntage für die weströmische Kirche auf vier fest. Die vier Sonntage standen als Sinnbild für jeweils eintausend Jahre, da die Menschen nach damaliger Auffassung nach dem Sündenfall und der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies viertausend Jahre auf den Erlöser warten mussten. Doch sollte es noch ganze vier Jahrhunderte dauern, bis die westlichen christliche Kirchen unter Kaiser Konrad II. zu einer einheitlichen Regelung für die Zeit des Advents kommen sollten. In der orthodoxen Kirche begeht man den Advent bis heute sechswöchig. Seit dem Mittelalter bis in die frühe Jetztzeit musste man in diesen vier oder sechs Wochen auch darauf verzichten, größere Feste, wie Hochzeiten oder Geburten zu feiern. Erst im Jahr 1917 erließ die katholische Kirche den Gläubigen das strenge Adventsfasten. (Man könnte fast meinen, da es sowieso nichts zu essen gab. Ich nenne an dieser Stelle nur das Stichwort „Kohlrübenwinter“)
Da der vierte Adventssonntag spätestens auf den 24. Dezember fallen darf, ergibt sich daraus das Datum für den ersten Advent. Es handelt sich deshalb um bewegliche Feiertage.
Seit der Einführung der Reformation durch Martin Luther Anfang des 16. Jahrhunderts wird die Adventszeit natürlich auch in der evangelischen Kirche begangen.
Auch wenn der Advent nach wie vor kirchlich geprägt ist, ist diese Zeit heute allerdings für die meisten Menschen die Vorbereitung auf Weihnachten, das vor allem als das Fest der Liebe gesehen wird und damit seinen ursprünglich christlichen Charakter auf die allgemeine Besinnung auf bestimmte Werte des friedlichen Zusammenlebens überträgt. Die Vorweihnachtszeit ist geprägt von dem Sehnen nach Licht und damit sinnbildlich nach Leben und nach Frieden. Diese Sehnsucht gipfelt am Heiligen Abend in einen festlichen Akt der Rückbesinnung. Selbst die Weihnachtsmärkte unserer Zeit strahlen trotz aller Hektik etwas Friedliches und Besinnliches aus, und der Besuch von Christkindl- oder Strietzelmarkt ist immer ein Höhepunkt, auf den man sich freut und der auch im Konsumzeitalter etwas Besonderes ist.
Heutzutage begeht nur noch ein Teil der Bevölkerung den Advent nach den ursprünglich christlichen Riten. Für die meisten ist Advent die Zeit vor Weihnachten, die vor allem Romantik, Naschereien und Vorfreude auf das Fest der Feste bedeutet. Wir lieben es, andere mit kleinen Geschenken und Gesten der Nächstenliebe zu erfreuen und wir nehmen Anteil am Schicksal derer, denen es nicht so gut geht, wie den meisten unter uns. Und am 24. Dezember senkt sich eine allgemeine Stille über das gesamte Land, ganz so, als wolle die Welt innehalten, um all die Hektik aber auch das Leid, die uns umgeben, zu verbannen. All die Wochen davor sind geprägt davon, auf diesen einen Tag zu warten. Wir verkürzen und verschönern uns die Zeit bis dahin mit Licht, Musik, Gesang, dem Schmücken unserer Heime und unserer Wohnorte sowie dem Genuss bestimmter Spezereien. Das Ausleben alter, eigentlich in ihrem Ursprung gar nicht mehr nachvollziehbarer Bräuche, Adventkränze, Weihnachtsbäume, Pyramiden, Lichterbögen, Adventssterne, Leuchter und das gute alte erzgebirgische Räuchermännchen verkürzen uns auf angenehme Weise die Zeit des Wartens – für die einen auf die Ankunft des Herrn, für die anderen auf ein schönes Fest im Kreis der Liebsten, für manche beides. Doch für alle ist es das Warten auf eine bessere, gute Zeit.